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Kaffee entkoffeinieren – So funktioniert’s

Kaffee ohne Koffein

Kaffeebohnen umranden die Koffein-Strukturformel und den Schriftzug 'caffeine' auf schwarzem Hintergrund.

Koffeinfreier Kaffee ist die ideale Alternative für alle, die das enthaltene Koffein nicht vertragen oder bewusst darauf verzichten möchten. So muss niemand auf den Genuss eines aromatischen Kaffees verzichten – ganz ohne wachmachende Wirkung.
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Die Entkoffeinierung

Kaffee wird nicht nur wegen seiner belebenden Wirkung, sondern vor allem wegen seines intensiven Aromas geschätzt. Doch manchmal möchte man einfach den Geschmack genießen – ohne Koffein. Für Menschen mit einer Koffeinunverträglichkeit, für Schwangere oder für alle, die abends vor dem Schlafengehen noch eine Tasse Kaffee genießen möchten, ist entkoffeinierter Kaffee die perfekte Wahl.

Der Erfinder der Entkoffeinierung

Der deutsche Kaffeehändler Ludwig Roselius, Gründer der noch heute existierenden Firma Kaffee Hag, entwickelte 1903 erstmals ein Verfahren, um Kaffee in großem Maßstab zu entkoffeinieren. Roselius vermutete, dass sein Vater – ein leidenschaftlicher Kaffeetrinker – an einer Koffeinvergiftung gestorben war. Aus diesem Grund setzte er alles daran, einen koffeinfreien Kaffee herzustellen.

Für sein Verfahren ließ er rohe Kaffeebohnen zunächst in Salzwasser quellen und entfernte anschließend das Koffein mit Benzol. Der so entstandene Kaffee war zwar weitgehend koffeinfrei, jedoch aufgrund des gesundheitsschädlichen Benzols wohl gefährlicher als herkömmlicher Kaffee. Dennoch wurde das Produkt in ganz Europa als „koffeinfreier Kaffee“ verkauft und war ein großer Erfolg.

Auch wenn die modernen Entkoffeinierungsmethoden teilweise auf ähnlichen Prinzipien beruhen, wird selbstverständlich kein Benzol mehr verwendet.

Schweizer-Wasser-Verfahren

Dass Ludwig Roselius mit seinen frühen Experimenten zur Entkoffeinierung von Kaffee auf dem richtigen Weg war, zeigte sich 1970, als eine Schweizer Firma ein neues Verfahren entwickelte, das ganz ohne Benzol auskommt.

Bei diesem sogenannten Schweizer-Wasser-Verfahren werden ungeröstete Kaffeebohnen zunächst in heißem Wasser eingeweicht, bis alle wasserlöslichen Bestandteile – darunter auch das Koffein – in das Wasser übergegangen sind. Anschließend wird das Wasser durch einen Aktivkohlefilter geleitet, der das Koffein zurückhält. Das nun koffeinfreie, aber weiterhin mit Aromastoffen gesättigte Wasser wird auf eine neue Charge roher Bohnen gegossen und erneut erhitzt.

Durch den Effekt der Osmose wandert das Koffein aus den Bohnen in das bereits mit Aromastoffen gesättigte Wasser, ohne dass dabei weitere Geschmacksstoffe verloren gehen. Nach mehreren Durchgängen entsteht so ein nahezu koffeinfreier Kaffee mit besonders unverfälschtem Aroma.

Obwohl das Verfahren aufgrund seines hohen Energie- und Wasserverbrauchs heute nur noch selten angewendet wird, schätzen viele Kaffeeliebhaber das Ergebnis für seinen reinen Geschmack. Einige Röstereien setzen daher weiterhin auf diese traditionelle Methode – darunter Mocambo, Filicori Zecchini, Essse Caffè, Caffe New York, Martella und Golden Brasil.

Chemisches Verfahren

Das von Ludwig Roselius entwickelte Benzol-Verfahren legte den Grundstein für die chemische Entkoffeinierung von Kaffeebohnen. Damals wie heute werden die rohen Bohnen dabei in einem Chemiebad behandelt. Die eingesetzten Lösungsmittel entziehen den Bohnen bei direktem Kontakt einen Großteil des Koffeins. Anschließend werden die Bohnen gründlich gewaschen und getrocknet.

Anstelle des gesundheitsschädlichen Benzols kommen heute vor allem die Extraktionsmittel Dichlormethan und Ethylacetat zum Einsatz. Da Dichlormethan inzwischen im Verdacht steht, ebenfalls krebserregend zu sein, wird zunehmend Ethylacetat verwendet – eine Verbindung, die auch natürlich in vielen Früchten und Pflanzen vorkommt. Dieses Verfahren gilt daher als die „natürlichste“ Form der chemischen Entkoffeinierung.

Entdecke alle entkoffeinierten Kaffees nach chemischem Lösungsmittelverfahren.

Kohlenstoffdioxid-Verfahren

CO₂ – chemisch Kohlendioxid – ist ein farbloses, geruchloses, ungiftiges und nicht brennbares Gas, das neben Stickstoff, Sauerstoff und Edelgasen ein natürlicher Bestandteil der Luft ist.

Beim Kohlenstoffdioxid-Verfahren werden die zuvor mit heißem Wasser aufgeweichten Kaffeebohnen unter hohem Druck mit Kohlendioxid behandelt. Das CO₂ durchdringt die Bohnen und bindet dabei gezielt das Koffein, ohne die Aromastoffe zu lösen. Anschließend wird das Koffein aus dem Gasstrom zurückgewonnen – ein Nebenprodukt, das unter anderem für medizinische Zwecke (z. B. Koffeintabletten) weiterverwendet wird.

Ein großer Vorteil dieses Verfahrens ist, dass es ohne chemische Lösungsmittel auskommt. Es gilt daher als besonders umweltfreundlich und schonend für das Aroma.

Zu den Röstereien, die das CO₂-Verfahren nutzen, gehören Kimbo, Lavazza, GEPA, Mrs. Rose, Mokaflor und Alps Coffee.

„Entkoffeiniert“ ist relativ

Keines der heute eingesetzten Verfahren kann einen Koffeingehalt von 0 % garantieren. Deshalb gibt es gesetzliche Richtwerte, ab denen ein Kaffee als „entkoffeiniert“ gelten darf. In Deutschland liegt dieser Grenzwert bei 0,1 % Koffein. Zum Vergleich: Normale Kaffeebohnen enthalten je nach Sorte zwischen 2 % und 5 % Koffein.

Arabica-Bohnen, die häufig für Espresso verwendet werden, enthalten von Natur aus weniger Koffein als Robusta-Bohnen und eignen sich daher besonders gut für die Herstellung entkoffeinierter Kaffees.

Forscher arbeiten bereits an genetisch modifizierten Kaffeepflanzen, die von Natur aus koffeinfrei wachsen. Für den deutschen Markt sind diese allerdings noch nicht zugelassen.
Bis wir also wirklich natürlich koffeinfreien Kaffee genießen können, wird es wohl noch etwas dauern.

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