
Kaffee gehört zu den wichtigsten Welthandelsgütern und unterliegt den Kräften von Angebot und Nachfrage. In diesem Beitrag werden Vermarktungswege und -systeme in den Herstellungsländern beschrieben; ergänzt wird das Bild durch Informationen zu Transport, Import- und Exportbedingungen.
1.1. Kaffee - ein wichtiges Agrarhandelsgut
1.2. Vermarktung im Herstellungsland
1.3. Vermarktungssysteme und -Wege
1.4. Wirkung von internationaler und nationaler Politik auf die Kaffeepreise
1.5. Produktionsländer und deren Eigenverbrauch
1.6. Export von Kaffee
1.7. Mengen und Zusammensetzung der Exporte
1.8. Der Kaffee als Transportgut
1.9. Importländer und deren Nachfragen
1.10. Steuern und Importzoll
1.1. Kaffee – ein wichtiges Agrarhandelsgut
Kaffee wird heute in mehr als 70 Ländern angebaut und nimmt unter den Plantagenkulturen eine besondere Stellung ein. Zu diesen Kulturen zählen mehrjährige tropische Baum- und Strauchpflanzen wie Kakao, Tee, Kautschuk, Bananen, Jute, Palmöl, Kokosöl, Zucker und Kopra. Sie werden sowohl großflächig als auch kleinbäuerlich kultiviert.
Obwohl die mehrjährigen Plantagenkulturen mit rund 130 Millionen Hektar Anbaufläche nur etwa 8 % der weltweit genutzten Agrarfläche von 1.532 Millionen Hektar einnehmen (Quelle: Statista, 2018), stellen sie für viele Erzeugerländer äußerst wichtige Exportgüter dar und schaffen zahlreiche Arbeitsplätze. Entwicklungsländer sind an den Exporten dieser Produkte besonders stark beteiligt. Mit Ausnahme von Zucker bestreiten sie bei den übrigen genannten Waren über 90 % der weltweiten Ausfuhren.
Kaffee wird derzeit (Quelle: Statista, 2018) auf einer Fläche von über 10,5 Millionen Hektar angebaut. Der Anbau ist sehr arbeitsintensiv. Schätzungen zufolge sichern Kaffeeproduktion und -verarbeitung in den Anbauländern den Lebensunterhalt von 20 bis 25 Millionen Menschen. Für viele Familien spielt der Kaffeeanbau eine zentrale Rolle – er ist Motor der wirtschaftlichen Entwicklung und oft die einzige Einkommensquelle. In vielen Regionen, in denen Subsistenzwirtschaft dominiert, dient der Kaffeeanbau dazu, Geld zu verdienen, während andere landwirtschaftliche Produkte hauptsächlich dem Eigenbedarf dienen. Außerdem bindet der Kaffeeanbau die Menschen an den ländlichen Raum und kann so die Abwanderung in Städte verhindern. Weltweit hängen rund 100 Millionen Menschen direkt oder indirekt vom Kaffee ab.
Mit dem Export von Kaffee erwirtschaften viele Produktionsländer einen erheblichen Teil ihrer Deviseneinnahmen, die sie für den Import von Konsum- und Investitionsgütern oder für den Schuldendienst benötigen. Allerdings tragen Kaffeeexporte heute nur noch in vier Ländern zu mehr als 25 % der gesamten Exporterlöse bei. Wirtschaftliche Entwicklung, Diversifizierung der Ausfuhren und sinkende Weltmarktpreise haben die Einnahmen vieler Länder verringert.
Etwa 95 % des Kaffees werden als Rohware exportiert, während nur rund 5 % auf verarbeitete Produkte wie Instant- oder Röstkaffee entfallen. Rund drei Viertel der gesamten Kaffeeproduktion werden exportiert. Starke Preisschwankungen hinterlassen dabei deutliche Spuren in den Zahlungsbilanzen der Erzeugerländer.
1986 wurden weltweit Rekorderlöse von über 14 Milliarden US-Dollar aus Kaffeeexporten erzielt. Zwischen 1985 und 1992 lagen die jährlichen Einnahmen im Durchschnitt bei 8,5 Milliarden US-Dollar – mehr als doppelt so viel wie die Exporte der Konkurrenzprodukte Tee und Kakao (zusammen etwa 1,6 Milliarden US-Dollar jährlich) einbrachten. 1993 sanken die Devisenerlöse aus Kaffee auf unter 6 Milliarden US-Dollar. Damit fiel Kaffee von Platz zwei (nach Erdöl) auf Rang acht der wichtigsten Exportgüter der Produktionsländer zurück. Die Preissteigerungen ab 1994 ließen die Exporterlöse wieder auf rund 12 Milliarden US-Dollar ansteigen, bevor sie ab 1999 erneut auf knapp 10 Milliarden US-Dollar zurückgingen. Im Kaffeejahr 2001/2002 lagen sie schließlich nur noch bei etwa 4,9 Milliarden US-Dollar.
„Quality Improvement Programme“ der Internationalen Kaffee-Organisation (ICO)
Das „Quality Improvement Programme“ (ICO-Resolution 407) wurde im Oktober 2002 eingeführt, um die Situation auf dem Kaffeemarkt zu verbessern. Ziel ist es, die Qualität des Rohkaffees zu steigern, indem minderwertige Qualitäten unterhalb eines festgelegten Mindeststandards vom Export ausgeschlossen werden. Langfristig sollen dadurch die Weltmarktpreise stabilisiert und die Devisenerlöse der Produktionsländer erhöht werden.
Die ICO setzt sich intensiv für die Umsetzung dieses Programms ein, und einige Erzeugerländer haben die Maßnahmen bereits eingeführt. Ob es gelingt, dass alle Mitgliedsstaaten den Beschluss umsetzen, bleibt jedoch abzuwarten, da die Teilnahme auf Freiwilligkeit beruht.
1.2. Vermarktung im Herstellungsland
Die Vermarktung des Kaffees kann im Herstellungsland sehr unterschiedlich organisiert sein. Wie der Kaffee von der Pflanzung bis in den Röstbetrieb oder zum Export gelangt, ist das Ergebnis sozialer, historischer, politischer und geografischer Prozesse.
1.3. Vermarktungssysteme und -wege
Abhängig von der Kaffeesorte, der Größe und Art der Kaffeepflanzungen sowie der Art der Aufbereitung – also ob trocken oder nass verarbeitet wird – entstehen ganz unterschiedliche Verkaufswege.
Grundsätzlich können an der Vermarktung des Kaffees folgende Akteure beteiligt sein: Kooperativen, Pflanzer, Verarbeiter, Exporteure sowie Händler.
Je nach Gegebenheiten übernehmen diese Personengruppen eine oder mehrere Funktionen. So kann beispielsweise der Pflanzer alle Schritte bis zum Export selbst durchführen, oder der Exporteur übernimmt zusätzlich die Aufbereitung, weil er über die entsprechenden Anlagen verfügt.
Es gilt: Je kleinbäuerlicher die Produktionsstrukturen sind, desto länger sind in der Regel die Vermarktungswege. Historisch betrachtet stammte der Kaffee hauptsächlich von großen Plantagen, die direkt an internationale Händler verkauften. Mit der zunehmenden Zahl kleinbäuerlicher Betriebe, der wachsenden Bedeutung des Kaffeeanbaus für die Stabilisierung ländlicher Strukturen und der Rolle des Kaffeeexports als wichtige Devisenquelle haben sich im Laufe der Zeit immer komplexere Vermarktungssysteme entwickelt.
1.3.1. Freie Vermarktung
Die freie Vermarktung hat sich im Gegensatz zur kontrollierten Vermarktung weitgehend durchgesetzt. Der Erzeuger entscheidet hierbei selbst, wann, was, in welchen Mengen und an wen er verkaufen möchte.
Pflanzer, Kooperativen, Händler und Mühlenbetreiber sind verantwortlich für die Aufbereitung und das Bündeln des Kaffees zu exportfähigen Mengen. Staatliche oder halbstaatliche Einrichtungen beschränken sich darauf, zu ermutigen und zu beraten, zu koordinieren und in begrenztem Umfang zu kontrollieren.
1.3.2. Kontrollierte Vermarktung
Seit Ende der 1980er- bzw. Anfang der 1990er-Jahre wurde in fast allen Herstellungsländern die Vermarktung liberalisiert. Staatliche oder halbstaatliche Einrichtungen hatten sich zunehmend als ineffizient, teuer und wenig wettbewerbsfähig erwiesen.
In der Vergangenheit setzten diese Institutionen die Kaufpreise für Rohkaffee fest und traten teilweise als einzige Käufer und Verkäufer bzw. Exporteure auf.
Beispielsweise kontrollierten sogenannte „Marketing Boards“ den Vermarktungsprozess in den englischsprachigen Produktionsländern Afrikas. Die Kaffeebauern wurden dort auf Grundlage durchschnittlicher Verkaufserlöse bezahlt.
In den frankophonen Ländern Afrikas legte die „Caisse de Stabilisation“ (deutsch: Stabilisierungsfonds) den Preis fest, der an die Kaffeebauern zu zahlen war. Außerdem regulierten diese Einrichtungen die Vertriebs- und Transportkostenspannen bis zur Verschiffung des Kaffees.
In Mittel- und Südamerika organisierten halbstaatliche Pflanzerinstitutionen und Einrichtungen den Aufkauf von Rohkaffee mit. Mindestaufkaufpreise für die Pflanzer konnten festgelegt werden, während die weitere Preisanpassung dem Marktgeschehen überlassen blieb. Es lag im Ermessen der Produzenten, den Kaffee an private Einrichtungen oder an das jeweilige Institut zu verkaufen.
Darüber hinaus boten diese Organisationen zahlreiche Dienstleistungen an, wie etwa Qualitätssicherung, Beratung, technische Unterstützung, Kredite, Forschung, Lagerkapazitäten sowie Wiederanpflanzungs- und Entwicklungsprogramme.
Heutzutage beteiligt sich nur noch in Kolumbien die „Federación Nacional de Cafeteros“ in dieser Form am Marktgeschehen; ihr Einfluss nimmt jedoch zunehmend ab.
Der theoretische Ansatz aller Systeme, die mit Mindestaufkaufpreisen arbeiteten, bestand darin, eine Pufferfunktion zwischen stark schwankenden Weltmarktpreisen und möglichst stabilen, angemessenen Erzeugerpreisen zu erfüllen. Dies geschah entweder durch Abschöpfungen oder durch Subventionen.
1.4. Wirkung von internationaler und nationaler Politik auf die Kaffeepreise
Kaffee bleibt eines der wichtigsten Exportprodukte der Entwicklungsländer. Die Kaffeebranche schafft Arbeitsplätze, sichert Einkommen und bindet Menschen an den ländlichen Raum. Jede Preisänderung beim Kaffee beeinflusst direkt die Exporteinnahmen und wirkt sich somit unmittelbar auf die sozioökonomische Entwicklung der Herstellerländer aus.
Diese Vernetzungen führen dazu, dass politische Akteure regelmäßig versuchen, in die Preisgestaltung und Warenströme einzugreifen. Kaffeeanbau und -export sind häufig instabil, und Überproduktion führt immer wieder zu Preisschwächen. Schon früh versuchte man, durch Markteingriffe Angebot und Nachfrage zu beeinflussen, um stabile Preise zu gewährleisten. Aus der Idee, das Angebot künstlich zu verknappen, entwickelten sich nicht nur nationale Programme zur Kaffeeproduktion und -vermarktung, sondern auch Produzentenkartelle und internationale Kaffeeabkommen zwischen Herstellungs- und Konsumländern.
1.4.1. Nationale Kaffeepolitik in Produktionsländern
Die nationale Kaffeepolitik eines Herstellungslandes kann etwa durch Steuerung von Investitionen die Produktionsmengen beeinflussen. Zudem werden gelegentlich technische Hilfe, staatliche Lagerhaltung, finanzielle Mittel oder Marketingservices für Kleinbauern bereitgestellt. Die Förderung der Qualität gewinnt zunehmend an Bedeutung – der Fokus verschiebt sich von Masse zu Klasse. Mindestaufkaufpreise sind mittlerweile weitgehend abgeschafft.
Exportsteuern sind eine wichtige Einnahmequelle der Herstellerländer. Die Einnahmen dienen unter anderem der wirtschaftlichen Entwicklung, dem Schuldendienst, der Finanzierung landwirtschaftlicher Individualisierungsprogramme oder dem Ausbau der Infrastruktur für eine leistungsfähige Kaffeewirtschaft. Auch Einkommenssteuern von Personen im Kaffeebereich sowie weitere Abgaben im Produktions- und Vertriebsprozess tragen zum Staatshaushalt bei.
Die nationale Kaffeepolitik kann sich internationalen Vereinbarungen oder strukturellen Einflüssen nicht entziehen. Internationale Kaffeeabkommen mit Quoten- und Preismechanismen erforderten in der Vergangenheit die Umsetzung entsprechender Regularien in nationales Recht.
1.4.2. Internationale Kaffee-Organisation (ICO) / Internationale Kaffee-Abkommen (ICA)
Ende der 1950er Jahre begannen Import- und Exportländer über gemeinsame Preisstützungsmaßnahmen zu kommunizieren. 1958 wurde eine Studiengruppe gegründet, um die Voraussetzungen für ein Internationales Kaffee-Abkommen (ICA) zu schaffen. 1962 wurden die Verhandlungen am UN-Hauptquartier erfolgreich abgeschlossen, und 1963 unterzeichnete man das erste Abkommen. Bemerkenswert ist, dass Herstellungs- und Konsumländer gleichermaßen in Gestaltung und Umsetzung eingebunden waren.
Auf das erste Vertragswerk von 1963 folgten weitere Abkommen in den Jahren 1968, 1976, 1983 und 1994. Am 10. März 2004 zählte das Internationale Kaffee-Übereinkommen von 2001 (Laufzeit bis 2007) 58 Mitgliedsländer: 42 Exportländer und 16 Importländer. Zeitweise waren 99 % der weltweiten Kaffeeproduktion und 90 % der Nachfrage durch die ICO erfasst.
Ziele dieser Abkommen waren unter anderem der Ausgleich von Angebot und Nachfrage, die Vermeidung starker Preis- und Mengenveränderungen, die Sicherung von Beschäftigung und Einkommen in den Produktionsländern sowie stabile Devisenerlöse. Gleichzeitig sollte der weltweite Kaffeeverbrauch gefördert und die internationale Zusammenarbeit gestärkt werden.
Bis zum Abkommen von 1983 waren Exportquoten das Herzstück der Verträge. Exportmengen der Mitgliedsländer wurden nach Schlüsselvorgaben reguliert, um die Kaffeepreise innerhalb eines gewünschten Rahmens zu halten. In der Praxis bedeutete das: Bei zu niedrigen Preisen wurden Exportmengen reduziert, bis die Verknappung die Preise steigen ließ; bei zu hohen Preisen wurde das Angebot erweitert, was die Preise wieder senkte. Das Aussetzen der Quotenregelung führte allerdings zu sehr hohen Preisen.
Die Auswirkungen der Abkommen wurden regional unterschiedlich bewertet. Zwar trugen sie zeitweise zur Preisstabilisierung bei, doch die finanziellen Vorteile blieben für viele Produktionsländer fraglich. Das Scheitern des Rohstoffabkommens von 1983 im Jahr 1989 führte zu Fehlentwicklungen und Spannungen, die das starre Exportquotensystem erzeugte:
- Das Quotensystem verhinderte eine marktnachfragegerechte Produktion.
- Qualitativ hochwertige Kaffees wurden überteuert, während geringere Qualitäten im Überfluss billig angeboten wurden.
- Die Trennung in Mitglieder und Nichtmitglieder führte zu Preisunterschieden, wobei Nichtmitglieder günstigeren Kaffee erwerben konnten.
Nach 1989 scheiterten Versuche, ein neues Abkommen mit Eingriffsmöglichkeiten wie Exportquoten zu etablieren. 1993 wurden diese Bemühungen eingestellt. Daraufhin gründeten die Herstellerländer die Association of Coffee Producing Countries (ACPC). Ziel war, die ICO weiterhin als Forum für Dialog zu erhalten und die Zusammenarbeit unter den Mitgliedern zu stärken. 1994 und 2001 wurden neue Abkommen beschlossen, diesmal ohne Exportquoten.
Heute umfasst die Internationale Kaffeeorganisation (ICO) 77 Mitglieder: 31 Importländer, 45 Exportländer und die Europäische Gemeinschaft. Das Übereinkommen von 2007 fördert die globale Kaffeewirtschaft und deren nachhaltige Entwicklung. Aufgaben der ICO sind u. a. Statistikaufbereitung, Informationsverbreitung und beratende Funktionen gegenüber dem Common Fund for Commodities, einer Institution, die Entwicklungshilfe für Rohstoffprojekte bereitstellt.
1.4.3. Produzentenkooperation als Mittel zur Preisstabilisierung
Kooperationen zwischen Erzeugerländern zur Reduzierung der Kaffeeexporte bestehen seit über 50 Jahren. 1945 gründeten 14 lateinamerikanische Länder FEDECAME, um ihre Kaffeeinteressen zu wahren. Nach gescheiterten internationalen Gesprächen 1956 unterzeichneten sieben Staaten das Mexico-City-Agreement, ein Exportquotenprogramm. 1958 entstand daraus das Latin American Coffee Agreement (LACA), das die Exporte der 15 wichtigsten Länder Lateinamerikas regulierte.
In Afrika nahm 1960 die Inter African Coffee Organization (IACO) ihre Arbeit auf, um Interessen der Produzenten abzustimmen und Qualität, Marketing und Wissen der Pflanzer zu fördern. 1960 schloss sich die African and Malagasy Coffee Organization (OAMCAF) an, die Produktion und Export bündelte und die Mitgliedsländer bei internationalen Gremien vertrat.
Auch in quotenfreien Zeiten schlossen sich Produzentenkooperationen ad hoc zusammen, um Preise zu beeinflussen. 1966 intervenierten Produktionsländer am New Yorker Markt; 1973 versuchten 21 Länder des Geneva-Agreements, knapp 10 % ihrer Lieferungen zurückzuhalten. Vier größere Staaten entwickelten einen Buffer-Stock-Plan („Café Mondial“) 1973, der aufgrund frostbedingter hoher Preise 1975 aufgegeben wurde.
Weitere Initiativen waren die 19-köpfige Produzentenkooperation von Caracas 1974, die Bogotá-Gruppe 1978 und PANCAFE ab 1980. PANCAFE vertrat Länder wie Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Brasilien, Mexiko, Honduras, Kolumbien und Venezuela und verwaltete ein Kapital von rund 480 Millionen US-Dollar für Aufkauf und Lagerung von Kaffee. Die Bemühungen zur Preiserhöhung scheiterten und wurden Ende 1980 eingestellt. Danach einigte man sich wieder innerhalb der ICO auf ein funktionierendes Abkommen.
Mitte 1989 endeten zunächst alle Versuche, Preise über internationale Kaffeeabkommen zu stabilisieren. Dies führte zu einem massiven Einbruch bei den Rohkaffeepreisen für mehrere Jahre. Nach den Fehlschlägen beschlossen Länder wie Guatemala, Costa Rica, El Salvador, Nicaragua, Brasilien, Kolumbien, Indonesien und afrikanische Erzeuger, ab Herbst 1993 etwa 20 % ihrer Exporte zurückzuhalten.
Es entstand die Association of Coffee Producing Countries (ACPC) mit 14 Mitgliedern, die rund 75 % der Weltkaffeeproduktion kontrollierten: Angola, Brasilien, Costa Rica, Indien, Indonesien, Elfenbeinküste, El Salvador, Kenia, Kolumbien, Demokratische Republik Kongo, Tansania, Togo, Uganda und Venezuela. Auf Regierungsebene wurde vereinbart, die Rohkaffeepreise durch Zurückhaltung zu stabilisieren. Die zurückgehaltenen Mengen wurden später wieder in den Markt gegeben. Die Zentrale der Institution befand sich in London, wurde jedoch 2002 geschlossen, womit auch ihre Aktivitäten endeten.
1.5. Produktionsländer und deren Eigenverbrauch
Auch wenn Kaffee überwiegend als Exportgut dient, wird er in vielen Anbauländern auch selbst konsumiert. Rund 24 % der weltweiten Kaffeeproduktion – das entspricht etwa 27 Millionen Säcken – werden direkt in den Produktionsländern verzehrt. Auf den Philippinen ist Kaffee so beliebt, dass zusätzlich zur Eigenproduktion noch Kaffee importiert werden muss, um den Inlandsbedarf zu decken. Auf Haiti und in Kuba werden über 80 % der Produktion selbst konsumiert. In Ländern wie Kolumbien, Brasilien, Venezuela, Mexiko sowie weiteren zentralamerikanischen Staaten hat Kaffee eine besondere kulturelle Bedeutung. Auch in Indonesien, Äthiopien und Indien wird das Getränk gern getrunken.
In den Produktionsländern werden die besten Qualitäten häufig für den Eigenverbrauch reserviert, da sich auf dem Weltmarkt mit hochwertigem Kaffee deutlich höhere Einnahmen erzielen lassen. Gleichzeitig wird aus europäischen Sicht aus minderwertigerer Ware durch individuelle Röstung und Zubereitung ein geschätztes, landestypisches Getränk hergestellt.
Die Länder haben erkannt, dass der Kaffeekonsum stark vom Lebensstandard und vom Grad der Industrialisierung abhängt. Mit steigender wirtschaftlicher Entwicklung wächst sowohl der Kaffeeverbrauch als auch der Anspruch an Qualität.
1.6. Export von Kaffee
Die Kaffeeexporte der Erzeugerländer lagen 1997/98 bei knapp 78 Millionen Säcken und stiegen bis 2002/03 auf 88,6 Millionen Säcke. Die Exportmenge hängt von verschiedenen Faktoren ab: dem Ernteangebot, dem Preisniveau, den Lagerbeständen, den Exportregulierungen und dem Konsumverhalten der Käuferländer.
Der Arabica-Anteil an der Produktion, der 1960/61 noch bei 80 % lag, ist heute auf etwa 60 % gesunken. Ein Blick zurück zeigt, dass die Kaffeeausfuhren nach dem Zweiten Weltkrieg stark zugenommen haben: In den 1960er Jahren wurden jährlich etwa 40 Millionen Säcke exportiert, in den 1970er Jahren stieg die Zahl auf 60 Millionen Säcke. Heute werden jährlich rund 89 Millionen Säcke Rohkaffee benötigt, um den Konsumbedarf der Importländer zu decken.
1.7. Mengen und Zusammensetzung der Exporte
Die größten Kaffeeexporteure sind Brasilien, Vietnam und Kolumbien – gemeinsam können sie bis zu 57 % der weltweiten Ausfuhren abdecken. Weitere wichtige Exportländer sind Indonesien, Guatemala, Indien, Uganda, Peru, Honduras, die Elfenbeinküste, Mexiko, Äthiopien, Costa Rica, El Salvador und Papua-Neuguinea. Zusammen mit Brasilien, Kolumbien und Vietnam entfallen so rund 92 % der weltweiten Kaffeeexporte auf diese Länder.
Der Kaffee wird überwiegend in Rohform exportiert. Etwa 6 % der Gesamtexporte entfallen auf löslichen Kaffee, nur 0,1 % auf Röstkaffee. Fertigprodukte werden dabei auf ihre Rohkaffeebasis umgerechnet:
- 1 Teil Röstkaffee = 1,19 Teile Rohkaffee
- 1 Teil löslicher Kaffee = 2,60 Teile Rohkaffee
Die bedeutendsten Produzenten von löslichem Kaffee sind Brasilien (ca. 50 % der Exporte), gefolgt von Indien, Kolumbien, Mexiko und der Elfenbeinküste. Auch beim Röstkaffee führt Brasilien mit über 50 %, danach folgen Mexiko, Costa Rica, Kolumbien und Vietnam.
Neben den Exporten aus den Ursprungsländern gibt es auch Re-Exporte aus den Importländern, die jährlich rund 20 Millionen Säcke Rohkaffee ausmachen – über zwei Drittel davon innerhalb Europas.
Dass die Erzeugerländer überwiegend Rohkaffee exportieren, liegt daran, dass sie im Wettbewerb mit der fortschrittlichen Kaffeeindustrie der Konsumländer wenig mithalten können. Es fehlen marktgerechte Produkte, moderne Technik und effiziente Marketingstrategien. Hohe Investitionen in Röst- und Verpackungstechnik sowie logistische Hürden erschweren den Marktzugang. Röstkaffees bestehen oft aus Mischungen verschiedener Länder, sodass Erzeugerländer Rohkaffee importieren müssten, um vergleichbare Standards zu liefern.
Chancen bestehen vor allem für „Single-Origin-Produkte“ – hochwertige Spezialitätenkaffees aus einem bestimmten Land, Bio-Kaffees oder Fair-Trade-Kaffees, die weltweit ein ausgezeichnetes Image genießen.
1.8. Der Kaffee als Transportgut
Bevor der Kaffee in den Röstmaschinen der verarbeitenden Industrie landet, hat er tausende Kilometer aus den Produktionsländern zurückgelegt.
Früher wurde Kaffee in Holzfässern transportiert, später dann in Säcken, gestapelt auf Schiffen für wochenlange Überfahrten. Vor über 25 Jahren setzte sich die Containerisierung durch: Kaffee wurde in Containern verschifft, die zuvor mit Exportwaren in die Ursprungsländer gelangten.
Seit etwa zehn Jahren wird Kaffee zunehmend als loses Schüttgut in Containern („Bulkware“) geliefert. Spezielle Bulkcontainer mit Füllöffnungen oder Standardcontainer mit „Bigbags“ aus Polyethylen wurden getestet – die Ergebnisse waren positiv:
- bessere Auslastung des Containervolumens
- deutlich kostensparendere Handhabung
- Einsparung von Säcken und Verringerung der Umweltbelastung
Die Bulkverschiffung hat sich ökonomisch bewährt: Erzeugerländer haben ihre Infrastruktur für die Containerbefüllung angepasst, und Röster in den Konsumländern verfügen über Aufnahmevorrichtungen für lose Ware. Dennoch gilt der Bulkcontainer mittlerweile als Auslaufmodell, da er teuer und unflexibel ist.
Trotzdem ist die Qualitätssicherung entscheidend: Der Befüller im Ursprungsland muss einen makellosen Zustand der Waren garantieren, denn die Empfänger im Konsumland öffnen die Container in der Regel nicht.
Hochwertige Spezialitätenkaffees, Kaffees für den Börsenhandel oder Ware für den LKW-Transport in benachbarte Länder werden nach wie vor in Säcken verschifft.
1.9. Importländer und deren Nachfragen
Der weltweite Kaffeekonsum beträgt aktuell knapp 108 Millionen Säcke pro Jahr. Davon benötigen die Importländer etwa 80 Millionen Säcke als Basis für Röst- und Extraktkaffee. Der Eigenverbrauch der Produktionsländer liegt bei über 27 Millionen Säcken (siehe Kapitel 4.5).
Die Konsumschwerpunkte liegen in Europa, Nordamerika und Asien. Japan verzeichnet weiterhin Wachstum beim Verbrauch, während Europa nur noch einen leichten Anstieg zeigt. In den USA ist nach Jahren des Rückgangs wieder ein Konsumwachstum zu beobachten.
Konsumgewohnheiten und Verbrauchshöhe variieren stark zwischen den Importländern. Ähnliche Nachbarländer zeigen oft vergleichbares Konsumverhalten. Unterschiede bestehen in Mischungen, Röstgraden und Zubereitungsarten. Traditionelle Beziehungen zwischen Verbrauchs- und Produktionsländern, teils aus der Kolonialzeit, sind ein zentraler Faktor.
- West- und Südwesteuropa bevorzugen Robusta,
- Skandinavien und Italien setzen auf hohen Anteil brasilianischer Kaffees,
- Mitteleuropa nutzt gewaschene und ungewaschene Arabicas.
Innovative Röstverfahren und die Internationalisierung des Geschmacks lassen die Bedeutung von Robustas steigen. In Zentral- und Osteuropa dominieren preisgünstige, harte Robusta-Sorten.
Kaffee, der in den Herstellungsländern konsumiert wird, entspricht oft nicht den Qualitätsansprüchen auf dem Exportmarkt, da es sich meist um Produkte handelt, die sich nicht verkaufen ließen.
1.10. Steuern und Importzoll
Staatliche Abgaben wie Zölle und Steuern auf Kaffee haben sich historisch in den Verbraucherländern deutlich verringert. Abgesehen von Umsatz-/Mehrwertsteuer erheben viele Länder keine weiteren Abgaben. Einige Länder erheben Einfuhrzölle, wenige auch zusätzliche Konsumsteuern.
Importzoll
- Deutschland hat die Zölle auf koffeinhaltigen Rohkaffee abgeschafft.
- Innerhalb der EU fallen seit dem 1. Juli 2000 keine Zölle auf koffeinhaltigen Rohkaffee an.
- Auch Kanada, USA, Japan und Neuseeland erheben keine Einfuhrzölle auf diese Produktform.
Indirekte Steuern
- Spezielle Verbrauchssteuern auf Kaffee existieren nur noch in wenigen Industriestaaten.
- Historisch stammen sie aus der Kolonialzeit, als Kaffee als Luxusgut galt.
- In Europa wird die Kaffeesteuer nur in Deutschland, Dänemark und Belgien erhoben.
- Deutschland: 1 kg Röstkaffee € 2,19, 1 kg löslicher Kaffee € 4,78.
- Kaffeehaltige Produkte werden anteilig besteuert, je nach Kaffeetrockengehalt. Wettbewerbsverzerrungen zwischen in- und ausländischen Herstellern sind möglich.
Mehrwertsteuer
- Spannweite in Europa: Dänemark 25 %, Norwegen 24 %, Österreich & Italien 20 %, Finnland 17 %.
- Deutschland: 7 %, Großbritannien & Irland: keine Mehrwertsteuer.
- In Deutschland entfällt etwa ein Drittel des Endverbraucherpreises für Kaffee auf staatliche Abgaben.